Letzten Freitag bin ich mit Luna spazieren gegangen. Es war ein sonniger und leicht windiger Wintertag und ich habe mich gefreut, dass mein Zeh wieder soweit mitmacht, damit ich wieder in den Wald kann.
Wir sind gerade erst ein paar Meter gegangen, als mich zwei junge Mädchen, in etwa 13 Jahre alt, auf ihren Ponys überholten. Sie waren fröhlich und aufgezwirbelt. Sie sind vor mir her geritten und so konnte ich sehen, wie sie alle paar Meter ihren Pferden eins mit der Gerte überzogen und ihnen immer wieder brutal die Fersen in den Bauch rammten. Ein Mal war es sogar so, dass, als ein Pony nicht weitergehen wollte, sie beide auf dieses Pony mit ihren Gerten eingehoben haben.
Alle die mich kennen, wissen, dass ich da nicht einfach so tun kann als würde ich es nicht sehen. Desmond Tutu hat schon gesagt: „Wenn du dich in Situationen der Ungerechtigkeit neutral verhältst, hast du dich auf die Seite des Unterdrückers gestellt.“
Und er hat recht. Ich sage also den Mädchen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ihre Ponys Freude an dem Ausritt haben wenn sie so behandelt werden und sie mögen bitte ihren Umgang mit der Gerte und dem Fersen treten überdenken. Die beiden Mädchen fühlten sich sehr angegriffen und gingen in die Defensive. Lachten über mich und darüber wie lächerlich es sei was ich da sage. Und ob ich denn überhaupt schon mal was mit Pferden zu tun gehabt hätte? Denn sie kämen „aus guten Familien mit vielen Erfolgen in Springen und Dressur“ und deshalb wüssten sie schon was sie tun. Noch dazu hat ihre preisgekrönte Trainerin ihnen gesagt, dass sie mit diesem Umgang alles richtig machen.
Dann – haben sie mich stehen gelassen. Jedes Wort, das ich ihnen gesagt habe, ist auf keinen fruchtbaren Boden gefallen. Ich habe ihnen tatsächlich gesagt, dass nur weil es die Eltern oder die Trainerin tun, es nicht richtig sein müsste. Und ob sie denn wollen würden, dass sie selbst so behandelt werden?
Doch es nützte nichts. Da war keine Bereitschaft zu sprechen. Ist ja auch verständlich, ich habe ihr 13-jähriges Weltbild angegriffen, in ihrer Welt geht man halt so mit Tieren um.
Das hat mich erschüttert. Tief. Denn diese Mädchen und alle jungen Menschen sind doch die nächste Generation, auf die wir hoffen oder? Doch wie sollen denn die Mädels ihre Ansicht ändern, wenn ihre großen Vorbilder mit Brutalität gegenüber Tieren handeln und sagen es wäre normal?
Du kannst Kinder nicht erziehen. Doch du kannst ihnen etwas vorleben. Kinder sehen alles. Und spüren. Diese Mädchen haben gut zugesehen und sie haben innerlich das OK von den Erwachsenen bekommen so zu handeln.
Mich macht das unendlich traurig. Mitgefühl, Achtsamkeit, Gewaltlosigkeit. Ist das denn wirklich so schwer zu leben? Ich mache auch Fehler! Ich spreche oftmals gedankenlos und bin wütend oder gereizt. Doch an jedem Tag gebe ich mein Bestes mit Liebe zu handeln. Mitfühlend.
Nicht nur für die Tiere ist das wichtig, dass ich sie liebevoll behandle. Dass ich sie nicht esse. Dass ich ihre Milch nicht trinke. Dass ich ihr Leder oder ihr Fell nicht trage. Meine Kinder lernen auch. Sie beobachten genau. Sie erleben die Welt wahrscheinlich anders als die beiden Mädchen von gestern. Und doch ist es die gleiche Welt. Es kommt auf die Sicht an.
Welche Werte möchtest also du leben? Denn egal ob du Kinder hast oder nicht, du BIST Inspiration. Für alle um dich herum. Und du kannst entscheiden, ob dein innerer Kompass in Richtung Liebe und Mitgefühl und Verbundenheit zeigt oder in Richtung Unterdrückung und Ausnutzen und Brutalität.
Es ist leicht. Oder?
Gestern habe ich dann einer jungen Frau die Prüfung zur Yogalehrerin abgenommen. Sie ist vorgestern 18 Jahre alt geworden und somit die jüngste Teilnehmerin in meiner Ausbildung die ich je hatte.
Und wisst ihr was? DAS hat mir wieder Hoffnung gegeben. Denn sie hat mir heute gedankt und gesagt, dass sich so viel geändert hat in ihrem Leben während der Ausbildung. Sie lebt jetzt vegan, sie kauft Fair Trade, sie kümmert sich um die Welt. Ihre Hunde daheim sind aus dem Tierschutz.
SIE ist eine Inspiration! Wenn sie jetzt mit ihren 18 Jahren schon so achtsam ist, dann wird sie die Welt heller machen.
Das hat sie übrigens nicht von mir. Ihre Mama hat ihr schon eine Menge vorgelebt. Doch ich bin wirklich dankbar, dass sie während der Ausbildung noch mehr gespürt hat was ihr und der Welt gut tut.
Abschließend noch ein Zitat von Astrid Lindgren: „Man kann nichts in ein Tier hineinprügeln. Doch man kann viel aus ihm herausstreicheln.“
Ja. Lasst uns streicheln. Liebe schenken. Mögen alle Wesen glücklich sein.
PS: Das auf dem Foto sind mein geliebtes Pony Sissy und ich. Diese Geschichte möchte ein andermal erzählt werden…