Es gibt so einen Spruch der besagt: wenn du wissen möchtest wie weit du auf deinem spirituellen Weg bist, dann besuche deine Familie!
Ich finde das sehr passend. Die Beziehung zu unseren Eltern und Geschwistern verändert sich mit den Jahren. Als meine Eltern, meine Schwester und ich unter einem Dach gelebt haben, gab es immer wieder Streit. Natürlich, denn einzelne Persönlichkeiten mit individuellen Bedürfnissen leben miteinander. Das reibt sich!
Doch je älter meine Schwester und ich wurden, desto mehr hat sich das gewandelt. Seit wir nicht mehr zusammen wohnen, vermissen wir uns. Ich habe immer schon ein sehr enges Verhältnis zu meiner Schwester gehabt. Unsere Liebe zu den Tieren und die tiefe Sehnsucht in uns, dass wir alle Tiere glücklich und frei sehen wollen. Das ist ein großer Teil. Und dass wir, obwohl unsere Persönlichkeiten total unterschiedlich sind, beide einen beruflichen Weg der Freiheit und Unabhängigkeit eingeschlagen haben. Dass wir unserem Bedürfnis gefolgt sind, eigenständig was erschaffen zu wollen. Ich mit Yoga. Sie als Künstlerin. Das ist so unglaublich schön. Unsere Eltern haben uns auch immer unterstützt, an uns geglaubt und sind so stolz auf uns. Das gab uns viel Kraft.
Letztes Wochenende haben wir uns alle wieder getroffen. Das passiert selten, dass meine Eltern, meine Schwester und ich uns gemeinsam sehen. Sie sind alle nach Graz gekommen, und meine Schwester hatte auch ihren Herzenspartner dabei. Dieses Wiedersehen war einfach nur schön.
Meine Eltern, müsst ihr wissen, haben nie geklammert. Wenn wir sie besuchen dann freuen sie sich, und wenn wir es nicht tun dann geht es ihnen auch gut. Da kommt nie ein Vorwurf, da wird einem nie ein schlechtes Gewissen gemacht. Diese zwei Tage miteinander haben wir alle als Geschenk genommen. Uns alte Geschichten erzählt, gemeinsame Erlebnisse herauf beschworen, Tränen gelacht. Wären wir gemeinsam eine Woche unterwegs, so würden wir uns wahrscheinlich wieder reiben, denn wir lieben uns, doch brauchen auch wieder unsere Freiheit. Und dass wir diese Freiheit so liebevoll leben können, dafür bin ich dankbar.
Und dann hatte ich diesen Gedanken, inspiriert durch eine Geschichte die ich einmal gelesen habe:
Eine Familie ist wie eine Gruppe von Bäumen. Stehen sie zu nahe beinander, dann engen sie einander ein, der eine nimmt dem anderen die Sonne, und so manch einer kann dadurch weniger gut wachsen. Stehen sie zu weit auseinander, verlieren sie sich aus den Augen, spüren sie sich nicht mehr. Doch haben sie den richtigen Abstand zueinander, begegnen sich ihre Wurzeln, dann verflechten sie sich ineinander, doch die Stämme und Äste können sich frei entfalten. So weiß jeder Baum um die Unterstützung des anderen und die Äste berühren sich sanft im Wind. Liebevoll, einander versichernd immer füreinander da zu sein und glücklich um die Entfaltung des anderen.
Wie geht es dir mit deiner Familie? Erkennst du dich wieder? Lass es mich wissen!