Sie kam zu mir. Verängstigt und dünn. Ein kleines, kurzes Schwanzwedeln nur zeigte, dass sie mir einen Vertrauensvorschuss schenkt. Ich hab sie nicht enttäuscht. Ich spürte, wir gehören zusammen sie und ich.
Von Anfang an waren wir einander nah, dieses kluge, sanfte Mädchen und ich. Die ersten Jahre unseres gemeinsamen Lebens haben wir ausgelassen getobt und gespielt. Unsere Spaziergänge waren stundenlang und herrlich schön. Wir sind durch den Wald, durch Flüsse, über Feldwege gelaufen, und waren einander die perfekten Weggefährten. Ohne zu sprechen, und doch immer kommunizierend, mit liebevollen Blicken und Gesten haben wir die Stille der Natur in uns aufgesaugt und uns daran erfreut wie kleine Kinder. Dann wurde sie mehr und mehr erwachsen meine Kleine. Und ich auch. Sie erlebte meine Seelenstürme und war mein Anker. An sie konnte ich mich lehnen, in ihr Fell durfte ich weinen. Sie hat mich geliebt egal welche Stimmung ich gerade hatte oder durch was ich gerade durchging.
Als sich die Wogen in meinem Leben glätteten, kam ein Kindlein in unseren Alltag. Das war ihr zuerst nicht recht, denn die Zeit ungeteilten Aufmerksamkeit war vorbei. Doch in ihrer Gutmütigkeit ließ sie sich darauf ein. Sie spürte und wusste wohl, dass ihr niemand den Platz in meinem Herzen streitig machen konnte. Mein Herz wurde nur größer. Die Spaziergänge wurden ruhiger, die Arbeit wurde mehr. Sie: immer mit dabei, hat mich mehr gesehen die letzten Jahre als der Rest der Familie. Ihre Arbeit war auch wichtig: sie hat immer Ruhe verbreitet, mit ihren weisen Augen in die Runde geblickt, und sich genau den Menschen ausgesucht, der sich vor ihr und Hunden generell fürchtete. Und dorthin hat sie sich dann gesetzt. Still und unaufdringlich, doch sehr konsequent. So manch einer hat dadurch seine Furcht vor Hunden verloren – und sich selbst einen Hund ins Leben geholt.
Die Jahre gingen dahin und sie und ich wir wurden älter. Die Spaziergänge gemütlicher. Und jetzt, jetzt ist sie wirklich alt meine Mocca. Und die Stütze in stürmischen Zeiten die sie mir einmal war, die bin nun ich ihr. Ich helfe ihr die Treppen hinauf, hebe sie ins Auto oder ins Bett, achte darauf, dass sie unser Kleinkind nicht mit dem Laufrad umfährt wenn sie verloren und verwirrt im Raum steht und nicht mehr weiß was sie eigentlich wollte. Ich streichle sie, während sie tief und fest neben mir auf der Couch schläft und flüstere ihr mit meinem Herzen zu: „Danke du Wunderwesen. Für all die Jahre. Dafür, dass du dein Leben mit mir verbracht hast. Dass du mich dazu auserkoren hast dein Lieblingsmensch zu sein. Danke für deine wunderschöne Seele. Und danke für jeden weiteren Tag den du mit mir verbringst, denn ich weiß, dass es nicht mehr so viele sein werden, dass wir den Großteil unseres gemeinsamen Lebens gelebt haben. Doch verbunden werden wir auf ewig sein, denn unsere Seelen lieben einander und werden sich nah bleiben. Niemals wird sich das ändern, selbst dann nicht wenn ich mich für immer von dir verabschieden muss. Doch bis dahin, liebste Gefährtin, lass dir gesagt sein wie wertvoll du mir bist. Ich liebe dich.“
10. Februar 2021 @ 22:06
So schön geschrieben <3
Danke für diesen berührenden Text und alles Gute eurer Mocca!
11. Februar 2021 @ 10:46
Vielen Dank fürs Lesen, berühren lassen und für deine guten Wünsche für Mocca! Ich freue mich sehr 💜